Industrie 4.0, auch vierte Industrielle Revolution genannt, steht für die Verbindung der industriellen Produktion mit modernster Informations- und Kommunikationstechnik. Der Begriff geht auf die Forschungsunion der deutschen Bundesregierung und ein gleichnamiges Projekt in der Hightech-Strategie der Bundesregierung zurück. Die Bezeichnung Industrie 4.0 wurde 2011 eingeführt.
Der Begriff vierte Industrielle Revolution rührt daher, dass sie die nächste Evolutionsstufe der Industrie in der modernen Welt darstellt – die erste Industrielle Revolution war die Mechanisierung von Produktionsabläufen durch die Dampfmaschine, die zweite bestand in der Massenproduktion mit Hilfe von Fließbändern und elektrischem Strom und die dritte Industrielle Revolution stellte das so genannte Computer Integrated Manufacturing dar. Dabei ging es um die Einbindung von rechnergestützten Systemen in die Industrieproduktion.
Industrie der Zukunft
Zur Gewährleistung von Qualität, Zeit- und Kosteneffizienz sowie Flexibilität, Ressourceneffizienz, Wandlungsfähigkeit und Resilienz in der globalisierten Welt ist die Industrie 4.0 unabdingbar – dies gilt vor allem in Wirtschaftsbereichen, die eine hohe industrielle Wertschöpfung aufweisen. Um diese Ziele zu erreichen und nicht den Anschluss an die Konkurrenz zu verlieren, hat die Optimierung von Produktionsabläufen höchste Priorität. Dabei sind die Werkzeuge der Industrie 4.0 essentiell. Das Internet, beziehungsweise die Kommunikationsmöglichkeiten die es bietet – beispielsweise Messenger-Dienste, Cloud-Computing oder Telefonkonferenzen – verbessern unter anderem den Austausch unter Mitarbeitern oder ganzen Produktionsstandorten immens. Um eine Produktivitätssteigerung zu erfahren, sind jedoch auch Arbeitskräfte nötig, die die neuen Technologien richtig einsetzen können. Die Angst vieler Erwerbstätiger, aufgrund technischer Innovationen ersetzt zu werden, ist deshalb nicht ganz unbegründet. Natürlich werden bei einer hohen Effizienz weniger – dafür umso besser ausgebildete – Mitarbeiter benötigt. Gleichzeitig entstehen durch neue Technologien auch völlig neue Berufsbilder und damit Arbeitsplätze.
Industrie 4.0 in Deutschland
Laut einer Studie der Boston Consulting Group (BCG) aus dem Jahr 2015, seien deutsche Firmen besser vorbereitet als Unternehmen in den USA, was die Umsetzung von Konzepten der Industrie 4.0 betrifft. So haben bereits 20 % der deutschen Unternehmen erste Maßnahmen verwirklicht – in den USA sind es nur 16 %. Darüber hinaus wissen 70 % der US-Unternehmen noch nicht, wie sie die Methoden der Industrie 4.0 in ihrer Produktion anwenden wollen. In der Bundesrepublik hingegen hat bereits die Hälfte der Firmen Konzepte entwickelt.
Diese gute Ausgangslage verschafft der deutschen Wirtschaft die Chance, die Führungsrolle im Bereich Industrie 4.0 zu übernehmen. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg. So muss in Deutschland beispielsweise ein verstärkter Ausbau der Internetleitung erfolgen, um mit anderen Ländern mithalten zu können. Auch das deutsche Bildungssystem muss sich den Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt anpassen. Computer- und Softwarekompetenzen müssen noch stärker in den Lehrplan eingebunden werden. Selbstverständlich ist dies alles mit hohen Anschaffungskosten verbunden – die Kosten stehen dabei aber in keiner Relation zu dem Preis, den die deutsche Wirtschaft zahlen muss, wenn sie im internationalen Vergleich auf der Strecke bleibt.