Am Montag stand im Bundeskanzleramt ein Treffen an, welches ein bereits seit geraumer Zeit drängendes Problem adressieren soll: den Fachkräftemangel. Aktuelle Studien zeigen, wie ernst die Situation für die deutsche Wirtschaft wurde.
Über die Hälfte der Unternehmen bedroht
Dass das heimische Angebot an gut ausgebildeten Fachkräften nicht ausreicht, um den Bedarf der deutschen Firmen zu decken, ist keineswegs ein neues Phänomen. Über den Verlauf des letzten Jahrzehnts konnte man dabei zusehen, wie sich die Lage zuspitzte. Dennoch wurde offensichtlich nicht genug unternommen, um das Problem in den Griff zu kriegen. Eine aktuelle Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) ergab, dass 56 Prozent der Firmen den Fachkräftemangel als größtes Geschäftsrisiko sähen.
Aufgrund des zu geringen Angebots, suchen immer mehr Unternehmen nach geeigneten Fachkräften im Ausland. Rund ein Drittel der befragten Unternehmen stellten im vergangenen Jahr Personen aus dem EU- und Nicht-EU-Ausland ein. Besonders groß sind die Personalengpässe bei der Bauwirtschaft. Hier stellten knapp die Hälfte (44 Prozent) ausländische Fachkräfte ein. Die deutschen Firmen sind sehr wohl bemüht ausländische Arbeitskräfte bei der Integration im Betrieb und in Deutschland zu unterstützen – etwa mit bezahlten Sprachkursen – dennoch fordern sie von der Bundesregierung stärkere Unterstützung.
Fachkräfteeinwanderungsgesetz
Beim Spitzentreffen von Regierung, Unternehmen und Gewerkschaften wurde am Montag über die Umsetzung des neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetzes diskutiert. Dies soll in Zukunft Fachkräften aus dem Nicht-EU-Ausland die Einwanderung nach Deutschland erleichtern. Dazu gehört etwa ein Abbau der Bürokratie und eine schnellere Visumvergabe. Außerdem möchte die Bundesagentur Partnerabkommen mit anderen Ländern abschließen, welche ebenfalls die Arbeitsmigration vereinfachen sollen. Solche Abkommen bestehen bereits zu einigen Ländern, darunter Mexiko und die Philippinen.
Ob allein die Anwerbung ausländischer qualifizierter Arbeitskräfte ausreichen wird, um den Mangel zu füllen, ist unwahrscheinlich. Deshalb fordern viele auch hierzulande ein Umdenken. Es gibt nach wie vor viele Arbeitslose, welche nur umgebildet werden müssten, um den Personalengpässen in einigen Branchen entgegenzuwirken.