Aufgrund von Berichten der litauischen Cybersecuritybehörde nimmt das deutsche BSI nun China-Smartphones genauer unter die Lupe. Der Vorwurf: In den Geräten sollen Hintertüren eingerichtet sein, mit denen Dritte Zensurfilter aktivieren können.
Welche China-Smartphones sind betroffen?
Die litauische Behörde untersuchte mutmaßliche Sicherheitslücken auf den Geräten der drei größten chinesischen Smartphone-Herstellern. So waren Smartphones des chinesischen Marktführers, Xiaomi, der international erfolgreichsten chinesischen Marke Huawei und des aufstrebenden Unternehmens OnePlus unter Verdacht geraten. Dabei sind anscheinend besonders China-Smartphones mit 5G-Unterstützung betroffen. In seiner Untersuchung überprüfte die Behörde in Vilnius die Modelle Xiaomi Mi 10T 5G, Huawei P40 5G und OnePlus 8T 5G. Auf letzterem konnte keine schädliche Software bzw. Hintertüren gefunden werden. Im Handy von Huawei konnte die Behörde problematische Inhalte feststellen. Diese beschränken sich allerdings auf Links im Huawei-Appstore. Sie gehen zu als unsicher einzustufenden Quellen. Wie konkret in diesem Fall eine Bedrohung durch diese unsicheren Quellen ist, ist nicht bekannt.
Auf dem Gerät von Xiaomi entdeckte man die schwersten Sicherheitslücken. So sei das Xiaomi Mi 10T 5G theoretisch in der Lage, Inhalte des vorinstallierten Browsers zu zensieren. Zwar war dieser Zensurfilter zum Zeitpunkt der Untersuchung nicht aktiviert, aber dies könne jederzeit durch Dritte vorgenommen werden.
Nach den Warnungen der litauischen Behörde unternimmt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) seine eigenen Untersuchungen der China-Smartphones. In der Bundesrepublik ist Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in staatlichen Institutionen schon länger untersagt, Smartphones chinesischer Hersteller für berufliche Zwecke zu nutzen.
Erneuter Skandal
Xiaomi dementierte indes die Vorwürfe der litauischen Sicherheitsbehörde. So werden weder jetzt noch in Zukunft Inhalte auf ihren Geräten für Nutzerinnen und Nutzer zensiert. Warum dennoch die dafür nötige Software in den China-Smartphones verbaut ist, ist unbekannt.
Dies ist nicht der erste Vorwurf von fragwürdigen Geschäftspraktiken gegen den Smartphone-Konzern aus dem Reich der Mitte. So deckte ein IT-Spezialist bereits im vergangenen Jahr auf, dass Daten über das Userverhalten auf Server in China übertragen wurde. Damals reagierte Xiaomi mit einer Opt-out-Option aus der Datenspeicherung. Zwar ist das Sammeln von Daten auch bei anderen Smartphone-Herstellern wie Apple und Samsung gang und gäbe, aber in den letzten Jahren bemühten sich die Unternehmen, die Nutzerrechte wesentlich zu verbessern.