In den letzten Wochen war sie in aller Munde: die Corona-App. Mit ihr soll nach Ansicht vieler Politikerinnen und Politiker eine Lockerung der Lockdown-Maßnahmen in Zukunft möglich sein, ohne eine neuerliche Ausbreitung zu verursachen. Doch wie genau soll das Contact-Tracing per Smartphone funktionieren?
Zusammenarbeit von Google und Apple
Bei einer Lockerung der Maßnahmen ist eine Abfrage der zuvor vorgekommenen Kontakte im Falle einer Infektion durch das Gesundheitsamt allein nicht möglich. Häufig treffen Infizierte unbekannte Personen oder stecken sich durch Menschen an, die sie nicht persönlich kennen, sodass die Infektionsketten nicht mehr nachverfolgt werden kann. Eine Corona-App soll hier Abhilfe schaffen. Diese soll über Contact-Tracing feststellen, welche Personen in Kontakt standen. Das gemeinsame Projekt von Google und Apple hat in Europa die besten Chancen, da es einen Großteil der Smartphones abdeckt. Dabei haben die beiden Konzerne keine eigene Corona-App entwickelt, sondern eine Programmierschnittstelle, an welche die Apps der nationalen Gesundheitsämter anknüpfen können. Um als Ausbreitungsschutz wirksam zu sein, müssten 60 Prozent der Bevölkerung die jeweilige Corona-App installieren.
Dezentrale vs. zentrale Speicherung
Wichtig ist dabei die Art des Contact-Tracings. Diese soll anonymisiert und nicht über GPS- oder W-LAN-Daten ablaufen, um die Privatsphäre der Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten. Stattdessen misst der Bluetooth-Sensor im Handy die Entfernung zu anderen Smartphones im Umkreis und erschafft so ein Kontakt-Profil. Dies wird in codierten Schlüsseln für 14 Tage gespeichert – die Zeitdauer, wie lang eine mit SARS-COV-2-infizierte Person laut Studien höchstens ansteckend ist. Wenn nun eine Person infiziert ist und dies in der App angibt, werden an alle anderen Personen, die mit ihr in den letzten 14 Personen laut Corona-App Kontakt hatten, benachrichtigt. Dieser Vorgang läuft komplett verschlüsselt ab, niemand hat von außen Einsicht in Infektionsketten bzw. Kontaktprofile. Noch funktioniert das Tracing allerdings nicht einwandfrei. Aufgrund der Ungenauigkeit der Bluetooth-Messungen kann es einfach zu fehlerhaften positiv-Kontaktbenachrichtigungen kommen.
Ein weiterer Streitpunkt der Corona-App ist, ob diese verschlüsselten Daten zentral oder dezentral gespeichert werden. Ersteres bedeutet, dass die Daten auf einem Server gespeichert geben und damit mutmaßlich Dritte Zugriff auf sie haben – für Datenschützer ein Albtraum. Nun wurde sich in Deutschland auf eine dezentrale Speicherung geeignet. Das heißt, die Daten werden lediglich auf den Handys der Bürgerinnen und Bürger gespeichert. In jedem Fall haben die Smartphone-Unternehmen jedoch selbst theoretisch Zugriff auf die Daten.