Gestern veröffentlichte die EU-Kommission ihre Strategien für Daten und künstliche Intelligenz. Damit wollen sie die Weichen für die digitale Zukunft Europas stellen. Die KI- und Datenstrategie steht bis zum 19. Mai 2020 zur öffentlichen Diskussion. Expertinnen und Experten, Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürger sind zu Stellungnahmen angehalten. Wir haben für Sie die wichtigsten Punkte des Handlungsplanes zusammengestellt.
Europäischer Datenraum
Ein großer Teil des vorgestellten Weißbuches befasst sich mit der neuen Datenstrategie der EU. Diese verfolgt einen ambitionierten Plan: Die Europäische Union zum größten gemeinsamen Datenraum und damit Nutzer und Anbieter von Big Data zu machen. Die Vorrausetzungen für ein solches Unterfangen sind in der EU grundsätzlich gegeben. Zum einen werden bereits riesige Massen an Daten produziert, zum anderen besitzt die EU mit ihrer gemeinsamen Legislative die Möglichkeit, den gesetzlichen Rahmen für einen solchen Datenraum zu schaffen. In diesem sollen öffentliche, hochqualitative Daten den Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen, NGOs und wissenschaftlichen Institutionen gleichermaßen zur Verfügung gestellt werden, bzw. deren Daten miteinander geteilt werden.
Neben dem bereits erwähnten gesetzlichen Rahmen ist dazu vor allem eine geeignete Infrastruktur aus Servern und Cloud-Technologien notwendig, um solche Datenmengen speichern und verarbeiten zu können. Selbstverständlich muss gleichzeitig an Lösungen für Cybersecurity gearbeitet werden, da ein solcher Datenraum ebenfalls ein hohes potenzielles Sicherheitsrisiko darstellt.
Transparenz und Vertrauen bei KI
Neben der Datenstrategie stellt auch die künftige KI-Strategie einen wichtigen Themenbereich im Weißbuch dar. Dabei setzt die EU-Kommission auf die Zusammenarbeit von privatem und öffentlichem Sektor, damit auch kleine und mittlere Unternehmen sich an die Technologie herantrauen. Aber nicht nur die Zugänglichkeit soll verbessert werden: Die EU-Kommission betont in ihrem Konzept die Bedeutung von Risikobewertung und entsprechenden Vorkehrungen – gerade in sensiblen Anwendungsbereichen wie Gesundheit, Verkehr oder Polizei. Dies soll über ein Höchstmaß an Transparenz gewährleistet werden, sodass Bürgerinnen und Bürger KI-Systemen vertrauen können. Ein Beispiel ist die Anwendung von Software zur Gesichtserkennung, was derzeit nur in besonderen Ausnahmefällen in der EU zulässig ist. In Zukunft möchte die Kommission ein freiwilliges Kennzeichnungssystem für bestimmte KI-Anwendungen einführen.
Klimaneutralität bis 2050
In der KI- und Datenstrategie ging die EU-Kommission ebenfalls auf das EU-Klimaziel ein. So soll Europa bis 2050 der erste klimateutrale Kontinent werden. Auch hier können digitale Technologien helfen – etwa durch gesteigerte Energieeffizienz durch KI-Systeme, die lokale Spitzenlasten verfolgen oder intelligentes Heizen. Die bereits erwähnten neuen Serverfarmen für den europäischen Datenraum sollen ebenfalls auf Ökostrom laufen.