Im Vergleich mit anderen OECD-Ländern geht der Ausbau der Glasfaserkabel in der Bundesrepublik nur sehr schleppend vorwärts. Schuld sollen zu geringe Investitionen sein.
Rang 28 von 32 im OECD-Vergleich
Deutschland möchte viel in die Digitalisierung investieren. Doch was nützt eine gute Vernetzung über Telefonkonferenz und Co, wenn am Ende die Videoübertragung einfriert? Obwohl der Glasfaserausbau bekanntlich essentiell für die Industrie 4.0 ist, bleibt die Bundesrepublik weit hinter anderen Ländern zurück.
Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung kam zu dem Urteil, dass insbesondere unzureichende politische Handlungsbereitschaft auf nationaler Ebene und schlecht koordinierte Förderprogramme die Gründe für Deutschlands mangelhafte Glasfaserbilanz sind. So belegt die Bundesrepublik bei der Versorgung mit Glasfaseranschlüssen Rang 28 von 32 im OECD-Vergleich.
73 % in Estland – 6,6 % in Deutschland
Estland ist bekannt für seine Vorreiterrolle bei der Digitalisierung. So ist es nicht verwunderlich, dass ganze 73 % der Haushalte bereits an das Glasfasernetz angeschlossen wurden. In Schweden sind es 56 und in Spanien 53 %. Dagegen liegt Deutschland mit 6,6 % angeschlossenen Haushalten weit zurück.
Die deutsche Politik hat sich zudem nur halb so hohe Ziele gesetzt wie die Europäische Union. Jeder zweite Verbraucher soll bis 2020 50 Mbit/s bekommen – auf europäischer Ebene sind es 100 Mbit/s. Für das deutsche Ziel werden nicht zwangsweise Glasfasern benötigt. Da der Ausbau in der Bundesrepublik vor allem durch die Netzbetreiber erfolgt, ist kurzfristiger Profit in der Regel wichtiger als langfristige Lösungen. In Ländern wie Schweden oder Schweiz sind stattdessen häufig kommunale Versorger für den Glaserfaseranschluss verantwortlich. Ein Umdenken der Regierung – insbesondere auf Gemeindeebene – wird notwendig sein, dass Deutschlands Unternehmen auch in der digitalen Zukunft weiter wettbewerbsfähig bleiben.