Die Industrie 4.0 – die „neue“ an das 21. Jahrhundert angepasste Wirtschaft – ist seit mehreren Jahren der Kampfbegriff der Politik, wenn es um die Digitalisierung geht. Neben all den Chancen, die die Industrie 4.0 bietet, warnen Experten in einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Stiftung Neue Verantwortung jedoch auch vor der Gefahr, dass der Verlust vieler Arbeitsplätze drohe.
Dienstleistungssektor stark betroffen
Bislang wurde in Debatten zum Thema Jobverlust in der Industrie 4.0 immer das Argument aufgeführt, dass durch die neue Technik gleichzeitig viele neue Jobs entstehen würden, welche weggefallene Stelle kompensieren könnten. Dieses Argument mag plausibel erscheinen, aber ist in der Realität eher unwahrscheinlich. Gerade im Dienstleistungssektor kann eine Vielzahl an Verwaltungsaufgaben in naher Zukunft von Computerprogrammen, bzw. möglicherweise sogar von Künstlicher Intelligenz, übernommen werden. So wird die Commerzbank AG bis zum Jahr 2020 9600 Arbeitsplätze abbauen. Dabei handelt es sich vornehmlich um Sachbearbeiter. Deren Aufgaben können in Zukunft Programme einfacher, schneller und kostengünstiger erledigen.
In Deutschland kreist die Diskussion „Industrie 4.0“ meist um die Digitalisierung des Industriesektors. Die Ursache hierfür ist simpel: im Vergleich zu anderen Ländern ist die Bedeutung der Industrie für das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland nach wie vor sehr groß (rund 30 %). Es arbeitet jedoch nur knapp ein Viertel der Erwerbstätigen in diesem Bereich. Ein großer Stellenabbau im Industriesektor würde deshalb den deutschen Arbeitsmarkt nicht so hart treffen wie hohe Jobverluste im Dienstleistungssektor. Hier sind fast drei Viertel der Berufstätigen angestellt.
Selbstverständlich bringt es jedoch niemanden etwas, wenn deutsche Unternehmen im Dienstleistungssektor keine Stellen streichen um Jobs zu sichern, während sie gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Trotz fortlaufendem Exporthoch kommen demnach eindeutig schwere Zeiten auf die deutsche Wirtschaft zu.